Gisela Halwachs - Leseproben aus dem Buch


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Auszug aus "Großvater's Geschichte"  -  Seite 2:

Franz lernte kochen. Die alte Großmutter gab ihm vom Bett aus, so gut es eben ging,
ihre Anweisungen dazu. Er fütterte die Kühe und Schweine und wusch die Wäsche im
Bach, der hinter dem Haus vorbeiführte. Ignaz war für das Sauberhalten von Haus, Stall
und Hof verantwortlich und musste jeden Tag die Kühe auf die Weide führen.
Es ging ihnen sehr schlecht.
 
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Eines Tages hatte irgendjemand das Strohdach
vom Haus der Kinder angezündet. Man wusste nicht, wer es war, man wusste auch nicht,
geschah es aus Bosheit oder aus Versehen. Zum Glück hatten beherzte Nachbarn die
gelähmte Großmutter noch im letzten Augenblick aus dem brennenden Haus tragen können
und auch die Kinder hatten den Brand unverletzt überstanden, aber die Kühe und Schweine
kamen im Feuer um. Alle Leute aus dem Dorf waren auf den Beinen und versuchten zu helfen
und zu retten, was zu retten ist. Sie holten mit ihren Kübeln Wasser aus dem Bach und
schütteten es auf die lodernden Flammen.
 
Endlich kam die Feuerwehr mit einem Pferdewagen angefahren. Doch es waren alte Männer,
denn die jungen waren ja im Krieg. Sie mussten das Wasser noch mit der Hand aus dem Bach
pumpen und bis sie zum Löschen kamen, war schon fast alles niedergebrannt.
Nur vier rußgeschwärzte Wände ohne Dach blieben stehen, so als wollten sie der Gewalt des 
Feuers trotzen. Die Kinder standen fassungslos da und weinten. Sie zitterten am ganzen Körper.                       
                                                                       

     

 

EIN BUNTER BLUMENKRANZ

 Dieses Gedicht schrieb ich, nachdem meine Mutter starb
und ich den ersten Muttertag ohne sie verbringen musste.
 
 Auf einer bunten Blumenwiese
band ich der Mutter einen Kranz,
Veilchen nahm ich für das blaue Kleid,
das sie mir nähte, als ich ging zum ersten Tanz.

Gänseblümchen für die Angst,
die sie mir nahm,
wenn ich nachts mal weinte,
weil ein böser Traum mich überkam.

Glockenblumen für jedes Lied,
das sie mir sang,
wenn ich saß auf ihrem Schoße,
oft eine ganze Stunde lang.

Margeriten für jeden Tag,
an dem sie mich umhüllte
mit Güte und Geborgenheit
und mir so manchen Wunsch erfüllte.

Vergissmeinnicht dafür,
daß sie nie vergaß,
mich zu streicheln und zu kosen,
wenn sie abends an meinem Bette saß.

Heut' kann ich der Mutter
nur bringen Blumen an ihr Grab.
Rote Rosen für die Liebe,
mit der sie mich stets umgab.

 
 
 
 
 
Und ich hatte einen Traum
 
 
Und ich hatte einen Traum,
dass Völker sich nie mehr bekriegten
und durch guten Willen
Vernunft und Einsicht siegten.
 
Und ich hatte einen Traum,
sah Menschen sich die Hände reichen,
und plötzlich, Tag auf Tag,
konnte Gewalt der Liebe weichen.
 
Und ich hatte einen Traum,
dass Friede war auf Erden,
und durch Bereitschaft zur Versöhnung
sah ich aus Feinden Freunde werden.
 
Und ich hatte einen Traum,
dass auf der Welt nur Liebe war,
wo kein Kind mehr weinen musste
und man kein Leid und Elend sah.
 
Und ich hatte einen Traum,
sah auf der Welt das Paradies,
wo man den Hass nicht kannte
und jedem Menschen seine Freiheit ließ.
 

 

 

 

 

D' Janosch-Batschi

D' Janosch-Batschi is 1956 nouch d' Revolution in Ungarn nouch Kemeten zougn
und hout vüle Joahr bis za sein Tod ba uns g'lebt.
De(i) Gschicht hout si Aofaong d' Sechzgerjoahr tatsächlich sou o(b)gspült.

D' Janosch-Batschi is mit sein Nochba(r) ausgounga,
ins Wirtshaus natürli - und nouch a Zeit, a lounga,
sei's oft wieda hoamg'wocklt mitanaond,
d' Janosch hout sein Nochba(r) fest g'holtn ba d' Haond,
wal der woar recht rauschi(g) - und doß eahm jo nix passiert,
hout d' Janosch sein Nochba(r) schei brav hoam g'fiahrt,
er hout ghob mit eahm a ao(n)ständig's Gfre(i)tt,
vorm Haus is d' Nochba(r) in Grobn g'follnu
und is liegnbliebn, wia a Stück Bre(i)tt.

Dou hout d' Janosch ao(n)gkloupft ban Nochba(r) sei Tia(r),
zerscht leise, dann lauter, er hout si ge(i)bn recht vül Miah,
owa wos er a kloupft hout, die Nochbarin hout si nit g'riahrt,
na olsa hout's d' Janosch ban Fe(i)nster prowiert,
zerscht leise, dann lauter, dann hout er hintrummlt goar,
sou laong, bis die Fe(i)nsterscheib'n broucha woar.

Hiaz woar d' Nochbarin munter und gaonz dawüldnd hout's plärrt,
sou laut hout's g'schrian, doß die gaonze Gossn hout g'hert:
"Jo Olta, bist deppert, wos follt d' dir ei(n),
hiaz kümmst hoam, du bsouffene Schwei(n)!"
D' Janosch-Batschi hätt am liabst'n greart,
owa dann hout er si dafounga und hout si g'wehrt:
"Nix Olta, nix Schwein do, muaß i scho sog'n,
Schwein liegt drüben im Grob'n!"

 

 

Die Grobred

 

D' Michl und d' Mozl woarn imma recht guate Freind.
Eines schenen Toges, koana hout damit g'rechnt, doi is d' Mozl gstorbn.
Er woar eh nit mehr d' Jüngste, owa den Michl hout des holt scho recht hergnoumma.
Und wal's sei besta Freind woar, sou muiß d' Michl beim Begräbnis in Stegersboch die Grobred' holtn.
 
Oft steht holt d' Michl vorn ouffenen Grob und foungt mit seiner Red' aon:
"Mozerl", hout er gsog, "jo schaomst di d' du goar nit, wia konnst d' souwos toan,
wou mia Zwoa imma die best'n Freind gwein sei, hiaz stirbst ma dou oafoch und loußt mi alloa.
Jo g'hert si des? Na, wou wird i d' hiaz auf meine olt'n Tog nao sou an guatn Freind hernehma? 
Geh Mozerl, hiaz sei holt nit a sou, steh wieda auf! Sou deink zruck, wos mia Zwoa olls dalebt hobn.

Na woaßt es nao, wia mia der oltn Bergnwirtin a Reindl Gulasch gstuhln hobn?
Heit suacht sie's nao! Mmh..., und guat woar’s, deis Gulasch.
Na und erscht ban Kirtog auf d' Schifferlhutsch'n. Wia der Pouschn Minni ihre Kittln gflougn sein.
Jo, jo, göll deis woarn nao Zeit'n, domols hobn d' Weiwa holt nao koani Unterhousa aonghob.
 
Jo Mozerl, jo konn i di nit dawecka?  Mogst nit ausakemma va dein kolt'n Grob?
Oft pfiat di Goutt und bleib schein g'sund und der Herr gebe dir die ewige Lichtleitung. Servas!"

  

 

Kloane Kinder
 
 
Kloane Kinder wer(d)n sou schnöll groß,
und dann geht für a Muatta d' Kummer erscht los,
wenn's oft furtgeih va ihr, de(i)s is für sie hoart,
ihr tuat's um ihre liabn Kinder sou load,
owa die Kinder de(i)nka nit an d' Muatta ihr'n Schmerz,
wölln nur furt va dahoam, streb'n nouch auswärts,
die Muatta versteht's und die Muatta gsiaht's ei(n),
doß Kinder nur vom Herrgoutt a Leihgobe sei(n).
 

 

D' Liab

 

D' Liab is wia a Bleamal

sou zoart und sou fein,

ouft tuats schnöll vawölkn,

wennst es nit pflegst, sou gehts ein.

Drum tua schen ochtn,

steig jo nirgends drauf,

tritts nit mit Wortn,

pass liawa auf.

 

D' Liab is wia die Luft,

konnst ohne sie nit lebn,

wia mechst da sunst Mensch sein,

d' Liab muiß imma gebn.

Drum vagiss nit zum Lufthuln

und denk imma draon,

es is goar nit sou sicha,

ob ma morgn a atmen kaonn.

 

Mein Kind

Gedanken sind frei,

so frei wie der Wind.

Gedanken versetzen die Zeit,

erzählen mir, wie du warst als Kind.

Und wenn meine Gedanken auf Reisen gehn,

dann bist ihr Ziel oft du.

Heut kann ich dich nur selten sehn,

die Zeit verflog im Nu.

Ich höre nie auf, deine Mutter zu sein,

doch du bist mehr kein Kind.

Heute lässt du mich allein -

ich frag mich, wo die Jahre geblieben sind.

Du bist jetzt eine junge Frau,

die fortging, für mich viel zu geschwind,

doch eines weiß ich ganz genau:

Du bist immer mein Kind.

 

 

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